Förderverein der Stiftung Menschen und Autismus - Lebensqualität durch Beziehung e.V.


Rainer Uschwa (1. Vorsitzender)
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TANZEN MIT ELISABETH

Für Freitag, den 9. Januar, war die erste Tanzstunde mit Elisabeths Mutter telefonisch vereinbart. Ich war sehr gespannt und natürlich auch ein bisschen aufgeregt vor unserer ersten Begegnung.

Elisabeth kommt in Begleitung ihrer Betreuerin Miriam. Elisabeth sei erstaunlich willig mitgekommen, betont Miriam. Elisabeths Blick bleibt am Boden geheftet, mit beiden Händen klammert sie sich an Miriam, mich ignoriert sie. So gehen wir mehrere Runden im TANZRAUM – ich kommentiere alles, was den Raum besonders macht:


·       der gelbe Tanzboden, der nur barfuß oder in Socken betreten werden darf

·       die Spiegelwand

·       die Ballettstangen an der anderen Wand

·       die Musikanlage


Meine Frage, ob ich ihr meine Lieblingsmusik vorspielen darf, bleibt unbeantwortet. Ich lege Trommelmusik ein und wir stampfen im Rhythmus. Elisabeth ist sofort dabei… Ich imitiere ihre Handgesten. Das scheint ihr gut zu gefallen und sie findet immer wieder neue Variationen zu ihren Handbewegungen. Daraus entwickeln wir einen Windtanz, zu dem ich eine entsprechende Musik einlege. Nach einer Weile lässt Elisabeth sanfte Berührungen am Rücken und an den Armen zu: wir spüren den Wind! Der Wind wird so stark, dass unsere Arme hoch in die Luft fliegen. Manchmal hebt Elisabeth sogar den Kopf, um ihre „Flügel“ zu sehen. Sie lächelt… Und jetzt darf ich sie an der Hand nehmen. Beim Abschiedsleid „Du bist nicht alleine“ legt sie mir einen Arm um die Schulter! Sie will nächste Woche wiederkommen.

 

Wegen einer Verletzung am Fuß konnte Elisabeth dann doch erst nach zwei Wochen wiederkommen. Mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit betritt sie dieses Mal den Raum und nimmt mich zutraulich an der Hand. Wir beginnen wieder mit der Trommelmusik. Diese Mal spiegele ich nicht mehr ausschließlich ihre Bewegungen. Ab und zu nimmt sie Impulse von mir auf. Zum Stampfen kommt Klatschen: in die Hände, auf die Oberschenkel, auf den Po, auf den Bauch etc. Die Koordination der klatschenden Hände mit den stampfenden Füßen klappt gut. Elisabeth liebt unseren Stampf-Klatsch-Tanz und sie erfindet immer wieder neue Klatschvariationen. Besonders gut gefällt es ihr, sich dabei im Spiegel zu sehen. Sie lächelt sich zu.

 

In der folgenden Stunde lässt Elisabeth neben Händefassen und Rückenstreichen noch engere Berührungen zu:

Nach der  4. Stunde war Elisabeths Vertrauen zu mir noch weiter gewachsen. Sie zeigt sehr deutlich, wie sie beginnen möchte: Stampfen und Klatschen zu Trommelmusik liebt sie besonders. Ich nutze es zum Einstimmen und Warmmachen – auch im Laufe der Stunde ist unser Stampftanz ein guter Anker. Elisabeths Bewegungsrepertoire ist schon enorm gewachsen.

Der Höhepunkt in der 5. Stunde war ein Hüpfer mit einem lauten „Juhuuh!“.

Eine Woche später gab es sogar noch eine Steigerung: hüpfen und drehen und dabei „Juhuhh!“ rufen, anschließend in die Hände klatschen!

Sie zeigt immer deutlicher, was sie tanzen möchte. Ihre Umarmungen sind überschwänglich und sie baut zarte Küsschen in ihre Tänze ein.

Nach weiteren zwei Stunden konnte ich Elisabeth auf den Boden locken. Wir hatten viel Spaß dabei, über den Boden zu rollen und zu kugeln…